青蓝忘情水 发表于 2006-2-7 11:28

SKANDALFILM "DIE GEISHA"

Stolz und Vorurteil

Von Andreas Lorenz, Peking

Als die KP den Hollywood-Film "Die Memoiren einer Geisha" nicht in die Kinos lassen wollte, war die Aufregung groß. Dabei passt der Bann bestens ins Bild: Die Aufpasser greifen immer häufiger zur Schere.

Als die chinesische Schauspielerin Vicky Zhao ein Kleid mit dem Muster einer alten japanischen Kriegsfahne trug, endete der modische Auftritt beinahe in einem Desaster. Der Seifenoper-Star musste sich tränenreich für den Fehltritt entschuldigen, die Karriere wäre sonst in Gefahr geraten: "Ich war so naiv!" Chinas Nationalisten und viele Opfer japanischer Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg hatten das Gewand als tiefe Beleidigung empfunden.
Nun sind zwei ihrer Kolleginnen ins Visier von anti-japanischen Hitzköpfen geraten: Der hellste Stern am chinesischen Filmhimmel, Zhang Ziyi, und Diva Gong Li. Gemeinsam mit der chinesischstämmigen Malaysierin Michelle Yeoh spielen sie in dem Hollywood-Film "Die Geisha" die Hauptrollen.

Das Kinodrama, das sich auf den gleichnamigen Bestseller von Arthur Golden stützt, erzählt in schönen Bildern vom Alltag der traditionellen Kimono-Unterhalterinnen im Japan der dreißiger Jahre, ein Leben zwischen Kabalen, Kunst und Kurtisanentum. Doch Chinesinnen, die sich den Gelüsten japanischer Männer hingeben und sei es nur auf der Leinwand, bringt das Blut vieler chinesischer Zeitgenossen in Wallung.

In den Internetforen machen sie sich seit Wochen über die angebliche Kränkung des chinesischen Nationalgefühls Luft, die Verteidiger des Films sind klar in der Minderheit. "Wir haben damit schwer unser Gesicht verloren", klagte ein Internet-Teilnehmer. "Wie konnte Zhang einen Japaner auf sich rauflassen?", empörte sich ein anderer, obwohl solch eine Szene gar nicht zu sehen ist. "Zhang und Gong haben Schande über die Chinesen gebracht", schmähte ein Dritter.

Chinas Zensoren haben das von Steven Spielberg produzierte Werk inzwischen verboten. Es sei, erklärte die Staatsverwaltung für Radio, Film und Fernsehen, zu "kompliziert und heikel" für das chinesische Publikum. Würde er in den Kinos laufen, könnte der Film anti-japanische Unruhen auslösen, hieß es. Die drei Schauspielerinnen, die gerade in einem Shanghaier Studio den in (schlechtem) Englisch gedrehten Film ins Chinesische übersetzten, brachen die Synchronisation ab - und hüllen sich seither in Schweigen.

Der Bann traf allerdings nur die Kinoversion. Die DVD-Geschäfte Pekings verkaufen eifrig Raubkopien, wenn auch nicht auf Chinesisch, für umgerechnet einen Euro. "Seit Tagen ist er ausverkauft", sagt der Händler, der seine Ware im staatlichen Freundschaftsladen im Pekinger Botschaftsviertel vertreibt. "Ich weiß gar nicht, was die Leute an dem Film so toll finden."

So erscheint das Argument der Kulturaufpasser nur vorgeschoben. Wohl weniger die Furcht vor anti-japanischen Protesten war der wahre Grund für das Verbot: Die konservativen Zensoren selbst fühlten sich in ihrem Nationalstolz verletzt und wollten den schönen Genossinnen die Lehre erteilen, nicht nur an Geld und Ruhm zu denken, sondern auch an das Vaterland. Gleichzeitig konnten sie den Japanern, mit denen die Beziehungen wegen ihrer vermeintlich mangelnden Reue über die Vergangenheit stark gespannt sind, eines auswischen: "Wir sind nicht an eurer Kultur interessiert!", lautete die Botschaft an Tokio.
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,399268,00.html
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