Wie verhalte ich mich bei der Frage nach dem Gehaltswunsch?
Ich bin seit 7 Jahren in einem IT-Unternehmen beschäftigt und arbeite in einem kleinen Team, das unter anderem für das monatliche Reporting an die Muttergesellschaft verantwortlich ist. Durch die lange Zugehörigkeit und die wachsenden Aufgaben hat sich mein Gehalt positiv entwickelt und ich verdiene derzeit 65.000 EUR im Jahr. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens plane ich einen Wechsel. Ich weiß, dass ich gute Arbeit leiste und bin der Auffassung, dass mein neuer Job mit einer Gehaltsverbesserung auf 67.000 EUR verbunden sein sollte. Obwohl ich schon einige gute Vorstellungsgespräche geführt habe, habe ich leider noch keine positive Zusage von einem Unternehmen bekommen. Kann es sein, dass dies mit meiner Gehaltsforderung zusammenhängt?
Franka K.
Sehr geehrte Frau K.,
letztendlich kann die Einstellung bei einem Unternehmen an vielen Dingen scheitern und man erfährt nicht immer den echten Grund. Die Möglichkeiten sind vielschichtig.
Um auf Ihre Frage einzugehen: Nicht immer ist das reine Fachwissen des Bewerbers ausschlaggebend für eine Personalentscheidung. Neben Ihnen werden sicher auch andere Bewerber/innen zu Gesprächen eingeladen. Die größte Konkurrenz sind also Ihre Mitbewerber. Auch wenn mit Blick auf Ihre Unterlagen Ihre fachlichen Fähigkeiten nach der langen Berufspraxis als gut einzustufen sind, Ihr aktuelles Jahresgehalt liegt über dem Durchschnitt. Es gibt neben Ihnen auch andere gute Bewerber, die das gleiche Profil aufweisen und weniger verdienen. Sie hatten durch die lange Zugehörigkeit von 7 Jahren die Chance, an regelmäßigen jährlichen Gehaltsanpassungen zu partizipieren, daher kann es durchaus sinnvoll sein, bei einem geplanten Wechsel über Kompromisse nachzudenken.
Ganz egal, in welchem Unternehmen Sie sich vorstellen: Entscheidend ist nicht, was Sie sich wünschen, sondern der Gehaltsrahmen, der für die zu besetzende Position zur Verfügung steht. Man wird Ihnen als Neueinsteiger nicht mehr anbieten können, als vergleichbare Mitarbeiter verdienen. Zudem müssen Sie ja erst noch beweisen, ob das, was bisher bei Ihrem Arbeitgeber gut war, auch im neuen Unternehmen als gut angesehen wird. Wenn Sie Ihre Qualitäten in einem neuen Umfeld mit anderen Kollegen und für andere Vorgesetzte einbringen, werden allein dadurch Ihre Arbeitsergebnisse verändert und neu bewertet. Erst wenn dieser Prozess geklappt hat, sind Sie auch für Ihren neuen Arbeitgeber gut.
Ich empfehle Ihnen, Ihre Forderungen in Wünsche umzuwandeln und Ihrem neuen Arbeitgeber zu signalisieren, dass es Ihnen wichtig ist, ihn zunächst einmal von Ihrer Leistungsbereitschaft zu überzeugen. Wenn Sie jetzt schon mehr fordern, dann weiß der neue Arbeitgeber, dass Sie mit weniger nicht zufrieden sein werden. Und er wird niemanden einstellen, dessen Unzufriedenheit absehbar ist. Wenn Sie signalisieren, dass Geld für Sie zwar wichtig ist, aber nicht die erste Rangordnung einnimmt, wird man Ihnen die Chance geben. Konzentrieren Sie sich in Ihren Gesprächen auf die Inhalte der neuen Position, nicht auf das, was sie bisher gemacht haben. Wenn Sie erneut beweisen, dass Sie unter veränderten Bedingungen gut sind, dann wird Ihre Gehaltsentwicklung nicht stehenbleiben. Im Gegenteil.
(Januar 2009) |