|
![](static/image/common/ico_lz.png)
楼主 |
发表于 2006-3-7 15:19
|
显示全部楼层
Ende der Kindheit
Ob in der Startruppe des FC Barcelona oder in der Nationalelf: Lionel Messi (18) sorgt seit Monaten für Furore. Im Rückspiel des Achtelfinales gegen Chelsea am Dienstag im Camp Nou steht der junge Offensivspieler, der in der Vorwoche im Länderspiel gegen Kroatien Argentiniens bester Spieler war, erneut im Fokus.
![](http://photodb.kicker.de/photodb/news/normal/328912.jpg)
"Kleiner Bruder": Lionel Messi und Superstar Ronaldinho - nicht nur sportlich im Einklang.Heißblütig waren sie schon immer, die "Gauchos". Doch während früher Auseinandersetzungen rasch und endgültig mit dem Krummdolch geregelt wurden, fehlt es dem hitzigen Naturell der Argentinier heute mitunter am entsprechenden Ventil, um der brodelnden Leidenschaft Bahn zu brechen. Rudelbildung auf dem Platz ist etwa einer der Versuche, den eigenen Dampfkessel nicht zum Überkochen zu bringen.
Am 17. August vergangenen Jahres erfuhr dies in Budapest auch Markus Merk. Der deutsche FIFA-Schiedsrichter wurde in der zweiten Halbzeit plötzlich von der halben "Albiceleste" bedrängt. Selbst der überbordenden Emotionen eigentlich abholde Nationaltrainer José Pekerman echauffierte sich. Denn Merk hatte es gewagt, Lionel Messi die Rote Karte zu zeigen. Runter vom Rasen sollte das neue Wunderkind vom Rio de la Plata. Nur wenige Sekunden nachdem er im Länderspiel gegen Lothar Matthäus’ Ungarn sein Debüt in der Nationalelf gegeben hatte. Merk wollte gesehen haben, wie Messi bei einem Sprint in Richtung Tor einem Gegner ins Gesicht schlug. Der Beschuldigte hingegen will sich nur freigerudert haben. Wie auch immer. Der ansonsten eher trostlose Kick hat seinen Platz in der Historie argentinischer Länderspiele jedenfalls sicher.
Denn selbst in Hollywood hätten sie sich kaum eine bessere Parallele ausdenken können: Gegen die Magyaren hatte einst, 1977 war das, auch "Goldjunge" Diego Armando Maradona sein erstes Länderspiel gemacht. Und als dessen Nachfolger hatten sie Lionel Messi in Argentinien bereits im August vergangenen Jahres aufs goldene Tablett gehoben, nachdem er nur Wochen zuvor mit der U-20-Auswahl die Weltmeisterschaft gewonnen hatte. Wobei, eigentlich war es umgekehrt: Argentinien gewann seinen fünften Titel in dieser Kategorie dank Messi. Bester Spieler des Turniers, bester Torschütze. Im Finale besiegte der Barca-Spieler Nigeria beim 2:1 im Alleingang, zeigte bei seinen beiden Elfmetertoren bemerkenswerte Nervenstärke. Nur das erste Gruppenspiel hatten sie gegen die USA verloren. Doch da saß der Offensivspieler anfangs noch auf der Bank. Ein Fehler, den Trainer Hugo Tocalli bei dem Turnier in den Niederlanden nur einmal machte.
Ein halbes Jahr später kam ein Holländer längst zum gleichen Schluss. "Dass er so schnell so wichtig für uns wird, hätte ich nicht gedacht", sagt Frank Rijkaard. Der Barca-Trainer setzt in dieser Saison mit schöner Regelmäßigkeit auf den 18-Jährigen - meist auf Rechtsaußen. Da kann der Linksfüßer Messi den 16er entern und, ohne sich den Ball umlegen zu müssen, sofort den Torschuss suchen. Nach 17 Liga-Einsätzen hatte er bereits sechs Treffer auf seinem Konto. Traumhaft die Tore im Januar beim 3:0 auf Mallorca: Ein Slalomlauf und ein Heber. Da kam er übrigens über links. Das Phänomen Messi ist eben nur schwer zu fassen.
--------------------------------------------------------------------------------
Daten und Fakten zu Lionel Messi
--------------------------------------------------------------------------------
In der Champions League durfte der nur 1,69 große Wirbelwind fünfmal (ein Tor) ran. Dabei fiel er zu Saisonstart angesichts eines juristischen Gerangels um einen spanischen Zweit-Pass wochenlang aus. Nun hat er ihn - und der Franzose Giuly seinen Stammplatz los. Messis Leistung bei Barcas 2:1-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel in Chelsea galt vielen als dessen bisheriges Meisterstück. Womit nicht das Sicherheitsabheben gegen den heranstürmenden del Horno gemeint ist, der für sein derbes Einsteigen zu Recht Rot sah. Auch wenn Chelsea-Coach Mourinho Messi "Schauspielerqualitäten" unterstellte: An der Stamford Bridge rochierte der junge Argentinier mit dem mittig postierten Deco par excellence, brachte seine Explosivität, Schnelligkeit, Antizipation und Spielübersicht zum Tragen. Gegen den bislang stärksten Gegner seiner Karriere und damit auf derzeit höchstmöglichem Niveau. Selbst Chelseas Drogba lobte: "Er zeigte, in welch überragender Form er derzeit ist."
Bestätigt wurde dies in der Vorwoche beim Länderspiel in Basel gegen Kroatien (2:3): Sechster Einsatz, erstes Tor, zudem ein Assist. Ohne Messi wäre Argentinien abgewatscht worden. Das Nesthäkchen als Taktgeber. "Das Ende der Kindheit", schrieb neulich eine argentinische Zeitung in Anlehnung an Ronaldinhos sportlich gemünzte Aussage: "Er ist mein kleiner Bruder." Denn noch lässt zwar der Bartwuchs auf sich warten, doch längst ist Messi die WM-Hoffnung schlechthin des zweimaligen Weltmeisters. "Für Messi ist nach oben hin alles offen", sagt Pablo Aimar, wohl wissend, dass er angesichts des Jungspunds derzeit kaum Chancen auf einen Stammplatz in der Nationalelf hat. Coach Pekerman stellte Messi in der Schweiz fast unverschlüsselt einen Platz in der Stammformation für die WM in Aussicht. Vorbei die Zeiten, wo der Trainer ihm noch "Zeit geben" wollte. Messis Vereinskollege Eto’o bei Barca sagt es so: "Er sieht aus wie 16, spielt aber, als wäre er schon viele Jahre dabei."
Der Gelobte selbst nimmt’s gelassen. "Ich versuche, mein Bestes zu geben und hoffe, so auf dem richtigen Weg zu bleiben." Journalistenfragen beantwortet er (noch) bis zum Exzess, bleibt dabei immer höflich, schüchtern fast. Der Leo von nebenan. "Chelsea ist noch nicht besiegt", sagt er vor dem Rückspiel im Camp Nou. Aggressiv ist er nur auf dem Platz. Dabei fand der "Mini-Floh", wie ihn seine Familie nennt, vor ein paar Jahren in Argentinien wegen einer (mittlerweile behandelten) wachstumshemmenden Hormonstörung keinen Klub. Vater Messi ging daher mit seinem 13 Jahre alten, aber nur 1,40 m kleinen Spross nach Spanien. Der FC Barcelona griff zu, nachdem der Winzling im Probetraining Ältere reihenweise stehen ließ, fünf Tore erzielte. "Den Vorvertrag unterzeichneten wir auf einer Serviette", erinnert sich der einstige Barca-Trainer Carles Rexach.
Im November brachte ihn Rijkaard erstmals in einem Spitzenspiel von Beginn an: Im Bernabeu, beim 3:0 über Real Madrid. Ein Ritterschlag. Auch, weil Messi schon in der Saisonvorbereitung Rijkaard das Vertrauen zurückgegeben und gegen ein bestbesetztes Juventus Turin geglänzt hatte: "Was kostet der Kleine ", fragte Juve-Coach Capello nach dem 2:2 begeistert. Und bei Barca bekamen sie weiche Knie: Prompt wurde Messis Kontrakt bis 2014 verlängert, die Ablösesumme bei astronomischen 150 Millionen Euro fixiert. Für Aufsehen hatte der Argentinier ja bereits im Oktober 2004 gesorgt, als er mit nur 17 Jahren, drei Monaten und 22 Tagen im Derby gegen Espanyol Barcelona eingewechselt wurde. Seither ist Lionel Messi jüngster Spieler in der Geschichte des Kultklubs FC Barcelona, der in einem Pflichtspiel auflief. Barca wurde 1899 gegründet.
Jörg Wolfrum |
|