8月20日Pronomen schonen Hirn-RessourcenWer Pronomen wie "er" oder "sie" verwendet, spart Energie im Gehirn. Bei Scans des Denkorgans fiel Forschern auf, dass die Verarbeitung von Namen einen erstaunlichen Arbeitsaufwand im Oberstübchen verursacht
Anna kommt zur Tür herein. Sie kommt zur Tür herein. Solange feststeht, dass mit "sie" Anna gemeint ist, sind beide Aussagen identisch. Der Aufwand, den das Gehirn zur Verarbeitung der beiden Sätzen betreibt, ist jedoch verschieden, wie US-Forscher jetzt bei der Messung der Hirnaktivität lesender Probanden herausgefunden haben.
Stießen die Versuchspersonen auf den Namen eines Menschen, entwickelte ihr Gehirn eine weitaus größere Aktivität, als wenn es nur ein Pronomen zu verarbeiten gab. Dank des häufigen Einsatzes von Pronomen in der Sprache kann das Gehirn also Ressourcen schonen, die dann für die Verarbeitung der eigentlichen Sinnzusammenhänge zur Verfügung stehen, schreiben die Forscher um Amit Almor von der University of South Carolina in Columbia im Fachmagazin "NeuroReport" (Bd. 18, S. 1215).
Die Forscher ließen die 21 jungen Probanden Teile von Sätzen lesen und beobachteten dabei die Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRI). Beim Lesen eines Namens verzeichneten die Forscher nicht nur Aktivität in den für Sprache zuständigen Hirnarealen, sondern auch im sogenannten Scheitellappen, einer für das räumliche Denken wichtigen Hirnregion.
Die Erwähnung eines Namens lasse im Gehirn eine plastische Vorstellung des jeweiligen Menschen entstehen, die auch Elemente wie Töne oder das Aussehen beinhalte, schließen die Wissenschaftler aus den Ergebnissen. Bei Pronomen zeigten die Gehirne der Probanden hingegen keine derartig umfassende Aktivität. Der Aufbau und der Erhalt solcher mehrdimensionalen Bilder binde Kapazitäten im Gehirn, die dann für die eigentliche Verarbeitung von Sprache nicht mehr zur Verfügung stünden, betont Almor. Pronomen seien daher ein gutes Mittel zur Schonung von Ressourcen.
Sichtbar umgesetzt sei ein solches Energiesparprogramm des Gehirns auch in der von Hörgeschädigten häufig genutzten Amerikanischen Gebärdensprache (ASL), erklärt der Kognitionswissenschaftler: Wird hier eine Person eingeführt, so zeigt der Sprecher auf einen imaginären Punkt im Raum. Kommt er im weiteren Verlauf des Gesprächs wieder auf diese Person zurück, so muss er nur auf diesen Punkt deuten, um dies seinem Gegenüber klarzumachen. Ähnlich effizient funktioniere auch der Einsatz von Pronomen in der gesprochenen Sprache, heißt es weiter. |