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Missstimmung in der Nationalmannschaft
Das kleine Sommermärchen endet in Moll
Von Michael Horeni, Wien
![](http://www.faz.net/m/{3D1D8C10-A783-4D2F-9A7B-7C913FEB71E0}Picture.jpg)
Kevin Kuranyi (3.v.l.) muss Michael Ballack von einer unbedachten Aktion gegen Oliver Bierhoff abhalten
30. Juni 2008 Als Iker Casillas mit dem Pokal die Bühne erklomm und alle Blicke im Stadion auf sich zog, konnte Michael Ballack einfach nicht hinschauen. Er saß im Sechzehnmeterraum, den Kopf wendete er ab in Richtung Gegentribüne. Zu oft hatte der Unvollendete des deutschen Fußballs solche Szenen nach dem letzten Schlusspfiff schon erleben müssen.
Immer wieder Zweiter. Seit Jahren ziehen sich Endspiel-Niederlagen wie eine finale Konstante durch seine große aber ungekrönte Karriere. Da saß er nun wieder mal, erschöpft, mit blutverschmierter Schläfe und schmerzender Wade und mochte nicht hinsehen, wie die Spanier einen Triumph feierten, der mit 31 Jahren doch endlich einmal seine Karriere hätte veredeln sollen.
Selten gab es in einem Finale einen deutlicheren 1:0-Sieg
Er konnte in diesem Moment nicht brav den hoch verdienten spanischen Europameistern applaudieren wie Simon Rolfes und einige andere der jungen Spieler. Der Kapitän war zusammen mit Jens Lehmann, der minutenlang wie apathisch am Pfosten lehnte und einen bäuchlings auf dem Rasen niedergestreckten Bastian Schweinsteiger der am sichtbarsten leidende Teil eines Teams, das an dem Abend seines angestrebten größten Triumphes nur schmerzhaft seiner Grenzen gewahr wurde.
Selten gab es in einem Finale einen deutlicheren 1:0-Sieg. Spielerische Klasse, technische Brillanz und körperliche Präsenz der Spanier waren viel zu viel für ein deutsches Team, um über den Ausgang eines einseitigen Endspiels klagen zu können. Aber trotz der eigenen Harmlosigkeit kochte nach der Partie plötzlich auf einmal etwas hoch im deutschen Spielführer.
Ballack musste auf Distanz gehalten werden
Während die Spanier mit dem Pokal vom Stadion Besitz nahmen, geriet Ballack plötzlich mit Oliver Bierhoff im Strafraum aneinander. Der Kapitän gestikulierte, brüllte und reckte den Arm zornig in Richtung des Managers. Er war so aufgebracht, dass Kevin Kuranyi und Assistenztrainer Hansi Flick dazwischen gehen mussten, um Ballack zu beruhigen und ihn vom Manager auf Distanz zu halten.
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Wie steht es wirklich um das Verhältnis zwischen Kapitän Ballack und der Mannschafsführung?
Was war da nur passiert beim Kapitän einer Mannschaft, deren Teamgeist wie ein Mantra beschworen, deren Zusammenhalt bei jeder Gelegenheit betont und ihre besondere Einstellung stets gelobt wurde? „Ich habe gebeten, dass wir später in die Kurve gehen“, sagte dazu ein auch in der Mixed Zone des Ernst-Happel-Stadions noch angespannter Oliver Bierhoff.
Ballack redete in „Fußballersprache“ statt „Eventsprache“
Ein solch offensichtlicher Streit nur wegen der Bitte, sich von den Fans zu verabschieden, was für die Spieler gerade nach einem verlorenen Finale eine Selbstverständlichkeit ist? Bekam da der deutsche Kapitän vielleicht nur seine Enttäuschung über eine weitere Endspiel-Niederlage nicht mehr unter Kontrolle, nachdem er vor fünf Wochen nach dem Finale der Champions League in sich zusammen sank – und sich damit nach sechs Jahren die sportliche Endspieltragödie von Ballack wiederholte? Auch im Jahr 2002 hatte er erst das Endspiel der Champions League mit Bayer Leverkusen verloren und musste wenige Wochen später gesperrt zuschauen, wie die Nationalmannschaft das WM-Endspiel gegen Brasilien verlor.
Oder kam da etwas zum Vorschein, was sich angestaut hatte zwischen dem aktuellen und ehemaligen Kapitän der Nationalmannschaft, die eine so unterschiedliche Sprache sprechen? Auf dem Platz war in diesen Momenten zwischen Ballack und Bierhoff jedenfalls nicht Eventsprache, sondern „Fußballersprache“ zu hören, wie Ballack deutliche Worte zu nennen pflegt.
Bierhoff: „Das war nur ein kleiner Disput“
Der Manager hatte den Kapitän wohl mehrfach aufgefordert, mit seinen vorgefertigten Wink-Elementen, auf denen neben den Flaggen Deutschlands und der Gastgeberländer schlicht „Danke“ stand, in die Kurve zu gehen und sich beim Publikum für die Unterstützung zu bedanken. Doch der Kapitän hatte wohl mehr als genug von Inszenierungen. Er trennte sich von Mannschaft, Trainern und Betreuern und suchte sich eine Stelle im Stadion, wo er sich alleine von den Fans verabschieden konnte und verschwand dann auch alleine in die Kabine.
„Das war nur ein kleiner Disput. Es ist für jeden Spieler nach so einem Spiel sehr emotional. Er hat sich viel vorgenommen. Ich weiß wie erregt man in solchen Momenten ist. Insofern bin ich nicht nachtragend“, sagte Bierhoff über die Augenblicke, wo das Bild aus dem Reich der deutschen Harmonie doch ein wenig verrutschte. Ballack selbst verließ das Stadion ohne ein Wort über den Vorfall zu verlieren. Er wurde noch in der Kabine an der Schläfe genäht und enteilte sofort zum Mannschaftsbus.
Nur gegen Portugal restlos überzeugend
Über den sportlichen Schadensfall hatte er unmittelbar nach der Partie jedoch noch Auskunft gegeben. „Es ist immer enttäuschend, ein Finale zu verlieren. Die Mannschaft hat aber eine großartige Europameisterschaft gespielt“, sagte Ballack. „Leider haben wir heute ein bis zwei Fehler zu viel gemacht. Wir wollten, aber wir konnten nicht mehr. Wenn man das Niveau der Mannschaft betrachtet, hat sie sich hervorragend verkauft.“
Es war in freundlichen Worten eine schonungslose Kritik nach einem Abend, an dem nicht nur Ballacks sehnsüchtiger Traum auf einen Titel dahin ging: Gewollt – und nicht gekonnt; aus dem vorhanden Niveau das Beste gemacht - und trotzdem weit unterlegen. Das war das bittere Endspielergebnis einer Mannschaft, die bei dem Turnier nur in der Partie gegen Portugal restlos überzeugte. Und so endete die Europameisterschaft, obwohl von der Platzierung besser als bei der Weltmeisterschaft, dann doch als ein Sommermärchen mit einigen Moll-Tönen.
Trotzdem Weltspitze?
Der Bundestrainer und sein Team mussten schmerzhaft erfahren, dass ihnen die Spanier weit mehr als nur den Treffer von Fernando Torres in der 33. Minute voraus waren. Joachim Löw lobte daher auch lieber nur die „hervorragende Qualität“ der Spanier und bat, ihn an diesem Abend von der weiteren Analyse der Partie und der Leistung seiner Mannschaft zu entbinden. „Wir wissen in welchen Bereichen wir uns verbessern müssen“, sagte der Bundestrainer.
Er verortete die deutsche Mannschaft trotzdem in der Weltspitze. Doch von neuen großen Zielen, so wie nach der Weltmeisterschaft 2006, wollte nach der Europameisterschaft 2008 in Wien aber weder der Bundestrainer noch sein Kapitän offensiv reden.
Diese Aufgabe musste schon jemand anderes übernehmen: Die Bundeskanzlerin. In der Kabine nahm Angela Merkel die Zukunft für die deutsche Mannschaft und ihren Kapitän staatstragend optimistisch in den Blick: „Ich habe Michael Ballack gesagt, dass wir wohl noch ein wenig warten müssen, bis wir ganz doll feiern können.“ Ob Michael Ballack, der ewige Zweite, daran noch glaubt?
[ 本帖最后由 黄金甲 于 2008-6-30 16:11 编辑 ] |