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发表于 2009-4-18 15:50
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做出点样子来
Etwas
Hans Christian Andersen
"Ich will etwas sein", sagte der aelteste von fuenf Bruedern, "ich will etwas nuetzen in de Welt; mag es eine noch so geringe Stellung sein, wenn nur das, was ich ausrichte, etwas Gutes ist, dann ist es in der Tat etwas. Ich will Ziegelsteine machen, die sind nicht zu entbehren, und ich habe wirklich etwas gemacht!"
"Aber etwas gar zuwenig!" sprach der zweite Bruder. "Das, was du tun willst, ist so gut wie gar nichts, das ist Handlangerarbeit und kann durch eine Maschine ausgefuehrt werden. Nein, dann lieber Maurer sein, das ist doch etwas, das will ich sein. Das ist ein Stand! Durch den wird man in die Zunft aufgenommen, wird Buerger, bekommt seine eigene Fahne, seine Herberge; ja, wenn alles gut geht, kann ich Gesellen halten, werde ich Meister, und meine Frau wird Frau Meisterin heissen; das ist doch etwas!"
"Das ist gar nichts", sagte der dritte, "das ist doch ausserhalb der eigentlichen Staende, und es gibt viele in einer Stadt, die weit ueber einen Handwerksmeister stehen. Du kannst ein braver Mann sein, allein du gehoerst als "Meister" doch nur zu denen, die man den "gemeinen" Mann nennt, nein, da weiss ich etwas Besseres! Ich will Baumeister erden, will mich auf das Gebiet der Kunst, auf das des Denkens begeben, will zu den Hoeherstehenden im Reiche des Geistes zaehlen. Zwar muss ich von der Pike auf dienen, je, dass ich es geradeheraus sage: ich muss als Zimmerlehrling anfangen, muss als Bursche mit der Muetze einhergehen, obgleich ich daran gewoehnt bin, einen seidenen Hut zu tragen, muss den gewoehnlichen Gesellen Schnaps und Bier holen, und diese werden mich "du" nennen, das ist beleidigend! Aber ich werde mir einbilden, dass das Ganze ein Mummenschanz, dass es Narrenfreiheit ist! Morgen - das heisst, wenn ich Geselle bin, gehe ich meinen eigenen Weg, die andern gehen mich nichts an! Ich gehe auf die Akademie, bekomme Zeichenunterricht und heisse Architekt! Das ist etwas, das ist viel! Ich kann Wohl-, ja Hochwohlgeboren werden, ja, gar noch etwas mehr bekommen vorn und hinten, und ich baue und baue, ganz wie die andern vor mir gebaut. Das ist immer etwas, worauf man eben bauen kann! Das Ganze ist etwas!"
"Ich aber mache mir aus diesem Etwas gar nichts", sprach der vierte, "ich will nicht im Kielwasser anderer segeln, nicht eine Kopie werden; ich will ein Genie werden, will tuechtiger dastehen als ihr alle miteinander! Ich werde der Schoepfer eines neuen Stils, ich gebe die Idee zu einem Gebaeude, passend fuer das Klima und das Material des Landes, fuer die Nationalitaet des Volkes, fuer die Entwicklung des Zeitalters, und gebe ausserdem noch ein Stockwerk zu fuer mein eigenes Genie!"
"Wenn nun aber das Klima und das Material nichts taugen", sagte der fuenfte, "das waere unangenehmem, denn die ueben ihren Einfluss aus! Die Nationalitaet kann auch dermassen uebertrieben werden, dass sie affektiert wird, die Entwicklung des Zeitalters kann mit dir durchgehen. Ich sehe es schon kommen, dass keiner von euch eigentlich etwas werden wird, wie sehr ihr es auch selber glaubt! Aber tut, was ihr wollt, ich werde euch nicht aehnlich sein, ich stelle mich ausserhalb der Dinge, ich will ueber das raesonieren, was ihr ausrichtet! An jeder Sache klebt etwas, das nicht richtig ist, etwas Verkehrtes, das werde ich heraustuefteln und besprechen, das ist etwas!"
Und das tat er dann auch, und die Leute sagten von dem fuenften: "An dem ist bestimmt etwas! Er ist ein kluger Kopf! Aber er tut nichts!" Doch gerade dadurch war er etwas!
Seht, das ist nur eine kleine Geschichte, und doch hat sie kein Ende, solange die Welt steht!
Aber wurde denn weiter nichts aus den fuenf Bruedern? Das war ja nichts und nicht etwas!
Hoeren wir weiter, es ist ein ganzes Maerchen.
Der aelteste Bruder, der Ziegelsteine fabrizierte, wurde bald inne, dass von jedem Ziegel, wenn er fertig war, eine kleine Muenze, wenn auch nur von Kupfer, abfiel; doch viele Kupferpfennige, aufeinandergelegt, machen einen blanken Taler, und wo man mit so einem anklopft, sei es beim Baecker, beim Schlachter, Schneider, ja bei allen, dort fliegt die Tuer auf, und man bekommt, was man braucht; seht, das werfen die Ziegel ab; einige zerbroeckelten zwar oder sprangen entzwei, aber selbst die konnte man brauchen.
Auf dem hohen Erdwall, dem schuetzenden Deich an der Meereskueste, wollte Margarethe, die arme Frau, sich ein Haeuschen bauen; sie bekam all die zerbroeckelten Ziegel und dazu noch einige ganz denn ein gutes Herz hatte der aelteste Bruder, wenn er es auch in der Tat nicht weiterbrachte, als Ziegelsteine anzufertigen. Die arme Frau baute selbst ihr Haeuschen; es war schmal und eng, das eine Fenster sass ganz schief, die Tuer war zu niedrig, und das Strohdach haette besser gelegt werden koennen, aber Schutz bot es immerhin, und weit ueber das Meer, das sich mit Gewalt am Wall brach, konnte man von dem Haeuschen hinausschauen; die salzigen Wogen spritzten ihren Schaum ueber das ganze Haus, das noch dastand, als der, der die Mauersteine dazu fabriziert hatte, schon tot und begraben war.
Der zweite Bruder, ja der verstand nun das Mauern besser, war er doch auch dazu angelernt. Als er die Gesellenpruefung bestanden hatte, schnuerte er seinen Ranzen und stimmte das Lied des Handwerkers an:
Weil ich jung bin, will ich wandern,
draussen will ich Haeuser baun,
ziehen von einem Ort zum andern;
Jugendsinn gibt mir Vertrauen.
Und kehr ich heim ins Vaterland,
wo mein die Liebst harrt!
Hurra, der brave Handwerksstand!
Wie bald ich Meister ward!
Und das war er dann auch. Als er zurueckgekehrt und Meister geworden war, baute er in der Stadt ein Haus neben dem andern, eine ganze Strasse, und als die Strasse vollendet war, sich gut ausnahm und der Stadt zur Zierde gereichte, bauten die Haeuschen ihm wieder ein Haus, das sein Eigentum sein sollte. Doch wie koennen die Haeuser wohl bauen? Frage sie, und sie werden dir die Antwort schuldig bleiben; aber die Leute antworten und sagen: "Allerdings hat ihm die Strasse sein Haus gebaut!" Klein war es und der Fussboden war mit Lehm belegt, aber als er mit seiner Braut ueber den Lehmboden dahintanzte, da wurde dieser blank wie poliert, und aus jedem Stein in der Wand sprang eine Blume hervor und schmueckte das Zimmer wie die kostbarste Tapete. Es war ein huebsches Haus und ein glueckliches Ehepaar. Die Fahne der Innung flatterte vor dem Hause, Gesellen und Lehrburschen schrieen: "Hurra!" Ja, war der etwas! Und dann starb er, das war auch etwas!
Nun kam der Architekt, der dritte Bruder, der erst Zimmermannslehrling gewesen und mit der Muetze gegangen war und den Laufburschen gemacht hatte, aber von der Akademie bis zum Baumeister aufgestiegen war, "Hoch- und Wohlgeborner Herr!" Ja, hatten die Haeuser der Strasse den Bruder, der Maurermeister gewesen war, ein Haus gebaut, so erhielt nun die Strasse seinen, des Architekten Namen, und das schoenste Haus der Strasse wurde sein Eigentum; das war etwas, und er war etwas - und das mit einem langen Titel vorn und hinten. Seine Kinder hiess man "vornehme" Kinder, und als er starb, war seine Witwe eine "Witwe von Stand" - das ist etwas! Und sein Name blieb fuer immer an der Strassenecke geschrieben und lebte in aller Munde als Strassenname - ja, das ist etwas!
Darauf kam das Genie, der vierte Bruder, der etwas Neues, etwas Apartes und noch ein Stockwerk darueber erfinden wollte, aber das fiel herunter, und er selbst fiel auch herunter und brach sich das Genick - allein er bekam ein schoenes Begraebnis mit Zunftfahnen und Musik, Blumen in der Zeitung und auf der Strasse ueber das Pflaster hin, und man hielt ihm drei Leichenreden, eine laenger als die andere, und das haette ihn sehr erfreut, denn er hatte es sehr gern, wenn von ihm geredet wurde; auch ein Monument wurde ihm auf seinem Grab errichtet, zwar nur ein Stockwerk hoch, aber das ist immerhin etwas!
Er war nun gestorben wie die drei anderen Brueder; der letzte aber, der, welcher raesonierte, ueberlebte sie alle, und das war ja eben richtig so, wie es sein sollte, denn dadurch hatte er ja das letzte Wort, und ihm war es von grosser Wichtigkeit, das letzte Wort zu haben. War er doch ein kluger Kopf, wie die Leute sagten. Endlich schlug aber auch seine Stunde, er starb und kam an die Pforten des Himmels. Dort treten stets je zwei heran; er stand da mit einer anderen Seele, die auch gern hineinwollte, und das war gerade die alte Frau Margarethe aus dem Haus auf dem Deich.
"Das geschieht wohl des Kontrastes halber, dass ich und diese elende Seele hier zu gleicher Zeit antreten muessen!" sprach der Raesoneur. "Nur, wer ist Sie, Frauchen? Will Sie auch hier hinein?" fragte er.
Und die alte Frau verneigte sich, so gut sie es vermochte, sie glaubte, es sei Sankt Petrus selber, der zu ihr sprach. "Ich bin eine alte, arme Frau ohne alle Familie, bin die alte Margarethe aus dem Haus auf dem Deich."
"Nun, was hat Sie getan, was hat Sie ausgerichtet dort unten?"
"Ich habe wahrscheinlich gar nichts in dieser Welt ausgerichtet! Nichts, wodurch mir koennte aufgeschlossen werden! Es ist wahre Gnade, wenn man erlaubt, dass ich durchs Tor hineinschluepfe!"
"Auf welche Weise hat Sie diese Welt verlassen?" fragte er weiter, um doch von etwas zu reden, da es ihm Langeweile machte, dort zu stehen und zu warten.
"Ja, wie ich sie verlassen habe, das weiss ich nicht! Krank und elend war ich ja waehrend der letzten Jahre, und ich habe es wohl nicht verragen koennen, aus dem Bett zu kriechen und in Frost und Kaelte so ploetzlich hinauszukommen. Es war ein harter Winter, doch jetzt habe ich ihn ja ueberstanden. Es war einige Tage ganz stilles Wetter, aber sehr kalt, wie Euer Ehrwuerden ja selbst wissen, die Eisdecke ging so weit ins Meer hinaus, als man nur schauen konnte; alle Leute aus der Stadt spazierten aufs Eis hinaus, dort war, wie sie sagten, Schlittschuhlaufen und Tanz, glaube ich, grosse Musik und Bewirtung war auch da; die Musik schallte in mein aermliches Stuebchen hinein, wo ich lag. Und dann war es so gegen Abend, der Mond war schoen aufgegangen, aber noch nicht in seinem vollen Glanze, ich blickte von meinem Bett ueber das ganze weite Meer hinaus, und dort draussen, grade am Rande zwischen Himmel und Meer, tauchte eine wunderliche Wolke empor; ich lag da und sah die Wolke an, ich sah auch das schwarze Puenktchen inmitten der Wolke, das immer groesser und groesser wurde, und da wusste ich, was das zu bedeuten hatte; ich bin alt und erfahren, obwohl man das Zeichen nicht oft sieht. Ich kannte es, und ein Grausen ueberkam mich. Habe ich doch zweimal frueher bei Lebzeiten das Ding kommen sehen, und wusste ich doch, dass es einen entsetzlichen Sturm mit Springflut geben wuerde, die ueber die armen Menschen draussen kaeme, die jetzt tranken, umhersprangen und jubilierten; jung und alt, die ganze Stadt war ja draussen; wer sollte sie warnen, wenn niemand dort das sah und zu deuten wusste, was ich wohl kannte. Mir wurde ganz angst, ich wurde so lebendig wie seit langer Zeit nicht mehr. Aus dem Bett heraus kam ich zum Fenster hin, weiter konnte ich mich vor Mattigkeit nicht schleppen. Es gelang mir aber doch, das Fenster zu oeffnen; ich sah die Menschen draussen auf dem Eis laufen und springen, ich sah auch die schoenen Flaggen, die im Winde wehten, ich hoerte die Knaben Hurra schreien, Knechte und Maegde sangen, es ging froehlich her, aber - die weisse Wolke mit dem schwarzen Punkt! Ich rief, so laut ich konnte, aber niemand hoerte mich; ich war zu weit weg von den Leuten entfernt. Bald musste das Unwetter losbrechen, das Eis platzen und alles, was draussen war, ohne Rettung verloren sein. Mich hoeren konnten sie nicht, zu ihnen hinauskommen konnte ich nicht; oh, koennte ich sie doch an Land fuehren! Da gab der gute Gott mir den Gedanken, mein Bett anzuzuenden, lieber das Haus niederzubrennen, als dass die Vielen so jaemmerlich umkommen sollten. Es gelang mir, ein Licht anzuzuenden; die rote Flamme loderte hoch empor - ja, ich entkam gluecklich durch die Tuer, aber davor blieb ich liegen, ich konnte nicht weiter; die Flamme leckte nach mir heraus, flackerte aus den Fenstern, loderte hoch aus dem Dach empor; die Menschen alle draussen auf dem Eis wurden sie gewahr, und alle liefen sie, was sie konnten, um einer Armen zu Hilfe zu eilen, die sie lebendig verbrennen waehnten; nicht einer war da, der nicht lief; ich hoerte sie kommen, aber ich vernahm auch, wie es mit einemmal in der Luft brauste, ich hoerte es droehnen wie schwere Kanonenschuesse; die Springflut hob die Eisdecke, die in tausend Stuecke zerschellte; aber die Leute erreichten den Damm, wo die Funken ueber mir dahinflogen; ich rettete sie alle! Doch ich habe wohl die Kaelte nicht vertragen koennen und auch nicht den Schrecken, und so bin ich nun hier herauf an das Tor des Himmels gekommen; man sagt ja, es wird auch so einem armen Menschen, wie ich es bin, aufgetan, und jetzt habe ich ja kein Haus mehr auf dem Deich, doch das gibt mir wohl noch keinen Eintritt hier!"
Da oeffnete sich des Himmels Pforte, und der Engel fuehrte die alte Frau hinein; sie verlor einen Strohalm draussen, einen der Strohhalme, die in ihrem Lager gewesen waren, als sie es anzuendete, um die vielen zu retten, und das hatte sich in das reinste Gold verwandelt, und zwar in Gold, das wuchs und sich in den schoensten Blumen und Blaettern emporrankte.
"Sieh, das brachte die arme Frau!" sagte der Engel. "Was bringst du? Ja, ich weiss es wohl, dass du nichts ausgerichtet hast, nicht einmal einen Ziegelstein hast du gemacht; wenn du nur wieder zurueckgehen und es wenigstens so weit bringen koenntest; wahrscheinlich wuerde der Stein, wenn du ihn gemacht haettest, nicht viel wert sein, doch mit gutem Willen gemacht, waere es doch immerhin etwas; aber du kannst nicht zurueck, und ich kann nichts fuer dich tun!"
Da legte die arme Seele, das Muetterchen aus dem Haus auf dem Deich, ein gutes Wort fuer ihn ein: "Sein Bruder hat mir die Ziegelsteine und Brocken geschenkt, aus denen ich mein armseliges Haus zusammengebaut habe, und das war sehr viel fuer mich Arme! Koennten nun nicht all die Brocken und ganzen Ziegelsteine als ein Ziegelstein fuer ihn gelten? Es ist ein Akt der Gnade gewesen. Er ist ihrer jetzt beduerftig, und hier ist ja der Urquell der Gnade!"
"Dein Bruder, der, den du den Geringsten nanntest", sagte der Engel, "der, dessen ehrliches Tun dir am niedrigsten erschien, schenkt dir seine Himmelsgabe. Du sollst nicht abgewiesen werden, es soll dir erlaubt sein, hier draussen zu stehen und nachzusinnen und deinem Leben dort unten aufzuhelfen, aber hinein gelangst du nicht, bevor du nicht in guter Tat - etwas ausgerichtet hast!"
"Das haette ich besser sagen koennen", dachte der Raesoneur, aber er sprach es nicht laut aus, und das war wohl schon "Etwas". |
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